Panzerbataillon 194 (1968 bis 1970)
1968
Mit der Umrüstung des Panzerbataillons 194 auf den Kampfpanzer LEOPARD ergießt sich 1968 eine Flut von Besuchergruppen über die Kompanien. Vor allem ist es die 3. Kompanie, die die sogenannte 'Leopardenschau' immer wieder vorzuführen hat. das bedeutet auch für den Stab eine ständige zusätzliche Belastung. Im Januar hat das Bataillon die Ehre, eine solche Vorführung vor Stabsoffizieren der Luftwaffengruppe Nord, anlässlich der Verabschiedung von Generalleutnant Hoffmann im Beisein des Divisionskommandeurs, Generalmajor Molinari, vorzuführen.
Dass das Bataillon nicht nur 'Schau' machen kann, beweist es während des Truppenübungsplatzaufenthaltes im Februar im Schießen, und vor allem auch während der Divisionsübung HEIDESTURM. Die Übung beginnt mit eingehenden Erkundungen und langen Märschen bis zum Standortübungsplatz Lüneburg und zurück in einen Verfügungsraum ostwärts der B 3. Hier besucht General von Kielmansegg, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte Europa-Mitte, das Bataillon tief in der Nacht. Zunächst verfahren sich zwei Kompanien im leichten Nebel und finden die Brücke über den HOHEBACH nicht, so dass die Kommandeurgruppe, - Oberstleutnant Kriebel führt vom Panzer aus - einige Zeit an der Spitze des Bataillons allein auf der gegenüberliegenden Seite des Baches steht. Doch wird schließlich die richtige Brücke und das Angriffsziel genommen.
Im Anschluss an die Übung, deren Schwerpunkte
- das Zusammenwirken aller Waffengattungen im Großverband
- Kampf bei Nacht
- kriegsmäßige Versorgung
- Schulung in dem bei Manövern unerlässlichem Schiedsrichterdienst und
- an die Kriegswirklichkeit angenäherte körperliche Belastung der Soldaten mit unterschiedlichem Ausbildungsstand waren,
nimmt das Bataillon an einer Feldparade zu Ehren des in den Ruhestand tretenden CINCENT teil und fällt durch einen exakten Vorbeimarsch auf. Bei der Abschlussbesprechung im Rahmen eines Bataillons-Appells erhalten besonderes Lob durch den Kommandeur die gepanzerte Nachschubgruppe und die Erkundergruppe. Die gepanzerte Nachschubgruppe bestand zu der Zeit aus sechs MTW M 113. Sie war das Mittel für die Versorgung im Kampf in der Hand des Bataillonskommandeurs. Sie wurde je nach Lage und beabsichtigter Kampfführung beladen und erhielt Befehle für die Zuführung von Versorgungsgütern zu den Kompanien über Sprechfunk unmittelbar von der vorderen Führungsstaffel. Sie war eine Teileinheit innerhalb des Transportzuges, wurde jedoch 1972 wieder aufgelöst.
Aus dem Manöver zurückgekehrt, zieht das Bataillon - mit Ausnahme der 2. Kompanie - innerhalb der Kaserne um. Die Kompanien liegen nicht, wie später, nebeneinander, sondern in bunter Reihenfolge mit Artillerie und Grenadieren gemischt in weit auseinanderliegenden Blöcken. Nun wurden klare Verhältnisse geschaffen: Links der Durchfahrtsstraße ziehen die 194er und Artilleristen ein, rechts die Grenadiere und Fliegerabwehrsoldaten.
Ende 1967 war endlich auch das Offizierheim fertiggestellt worden, so dass nun alle gesellschaftlichen Veranstaltungen des Bataillons in einem großzügigeren Rahmen durchgeführt werden können. Und Gäste sind in den Sommermonaten 1968 häufig anwesend; Zum Beispiel belgische und britische Offiziere aber auch Angehörige der Ruhr-Universität.
Im August fliegen drei Kompanien, die 3. Kompanie bildet daheim Rekruten aus, über den Kanal, um in CASTLEMARTIN zu üben. Der Flug in der alten 'NORA', der 'Noratlas', bleibt allen Soldaten lange in Erinnerung. Wenngleich in diesen Maschinen der Wind durch alle Ritzen pfiff, es daher also immer ausgesprochen kalt war, kein Druckausgleich hergestellt werden konnte und man ständig befürchten musste, daß die stark wippenden Tragflächen sich selbständig machen konnten, war dieses Flugzeug doch absolut sicher. Zusammen mit der unterstellten 2./PzAufklBtl 7 werden Schul- und Gefechtsschießen durchgeführt. Ein umfangreiches Freizeitprogramm lässt die Soldaten Land und Leute kennen lernen. So werden Betreuungsfahrten nach Brawdy zum Flugtag und Walesrundfahrten organisiert. Offiziere und Feldwebel veranstalten je eine Cocktail-Party mit zivilen Gästen.
Wenige Tage nach Rückkehr aus Wales verschärft sich die politische internationale Lage dramatisch: Der sogenannte 'Prager Frühling' geht jäh zu Ende. Am 20./21. August besetzen Truppen der UdSSR, Bulgariens, Polens, Ungarns und der DDR die CSSR. Im Rahmen der Bereitschaftsmaßnahmen dürfen die 194er die Kaserne für mehrere Tage nicht verlassen. Mitten in die verschärfte Lage fällt auch die Vereidigung der Rekruten am 30. August, die Oberstleutnant Kriebel für den Standort Handorf durchführt.
Wenige Tage später, am 06. September, leitet Major Drescher einen Einsatz von Bergepanzern zur Sicherung einer Brücke über den Weseln-Datteln-Kanal bei Wesel. Darüber berichtet die örtliche Presse:
Am 14. September führt der 'Vestinische Polizeigesangverein' aus Recklinghausen in der Kaserne ein Chorkonzert durch. Ein Stück Öffentlichkeitsarbeit in umgekehrter Reihenfolge. Das Bataillon bedankt sich mit einer Waffenschau bei den Sängern.
Am 28.09.1968 veranstaltet Panzergrenadierbrigade 19 auf dem Übungsplatz DORBAUM eine großangelegte Waffen- und Leistungsschau. Rund 50.000 Besucher erhalten einen tiefen Einblick in Bewaffnung und Ausrüstung der 7. Panzergrenadierdivision. Höhepunkt des Tages ist nach der von den Zuschauern mit viel Beifall aufgenommenen Musikparade, an der englische, kanadische und deutsche Musikkorps teilnehmen, zweifellos die 'gefechtsmäßige' Übung, bei der vor allem die Luftbeweglichkeit des Heeres durch den Einsatz von Fallschirmspringern und Hubschraubern zur Truppenlandung demonstriert wird. Das Panzerbataillon stellt an diesem Tage seine Waffen vor und nimmt mit der 2. Kompanie an der 'gefechtsmäßigen' Übung teil.
Am 30. September gibt Oberstleutnant Kriebel nach 1 1/2-jähriger Kommandeurzeit das Bataillon ab. Er wird als Chef des Stabes zur 7. PzGrenDiv nach Unna versetzt. Zahlreiche Ehrengäste finden sich zur Bataillonsübergabe ein. der Brigadekommandeur, Oberst Schulze, spricht dem scheidenden Bataillonskommandeur seinen Dank und seine Anerkennung aus. Danach überträgt er das Kommando über das Bataillon an Major Beckmann.
Major Beckmann (rechts im Bild), der neue Kommandeur des Panzerbataillons 194.
Neben ihm Hauptmann Janssen, der am gleichen Tag die Dienstgeschäfte des stellvertretenden Kommandeurs von Major Kleinwächter übernimmt.
Am Wochenende 12./13. Oktober 1968 findet das Regimentstreffen des ehemaligen Panzerregiments 11 in Paderborn statt. Eine Abordnung der 1. Kompanie des Panzerbataillon 194 nimmt daran teil. Eine Tradition, die bis zur Auflösung der Regimentstreffen mehr als 20 Jahre später durchgeführt wird.
Zum Abschluss des Jahres - der eigenen Tradition folgend - der Hubertusball, der nach der vorher durchgeführten Geschicklichkeitsfahrt erstmalig in den Räumen des neuen Offizierheimes stattfindet. Während Hauptmann Hölscher zusammen mit der 1. Kompanie die Hubertusfahrt ausrichtet, wobei die Hatz auf Kunibert in den Raum Lengerich geht, ist Hauptmann Nölke für den Ball zuständig.
Hauptmann Hölscher Oberleutnant Müller, Axel
Wie so oft im November/Dezember wird BERGEN-HOHNE zum Aufenthaltsort von 194ern; diesmal ist es die 2. Kompanie, die sich auf den Marsch macht. Fünf Wochen später, im Januar 1969, finden wir dann die 2. Kompanie auf dem Truppenübungsplatz BAUMHOLDER wieder.
Veränderungen im Offizierkorps 1968
Aus dem Bataillon werden versetzt:
01.04. Hptm Becker zu PzBrig 21
01.10. OTL Kriebel zu 7. PzGrenDiv
Maj Kleinwächter zu HOS I
Zum Bataillon werden versetzt:
01.10. Maj Beckmann Kommandeur
Hptm Janssen Stellv. Kommandeur
Veränderungen im Bataillon:
08.03. OLt Spiller wird KpChef 3. Kp
15.03. Hptm Hölscher wird KpChef 1. Kp
Weitere Veränderungen im Bataillon:
01.04. HptFw Vassen wird KpFw 1. Kp
Zu Berufssoldaten werden ernannt:
Fw Matthias
Fw Reinisch
1969
Am 01. April 1969 feiert das Bataillon sein 10jähriges Bestehen als Panzerbataillon 194. Aus diesem Anlass findet ein Bataillonsappell statt. Besonders ausgezeichnet werden nachfolgend aufgeführte Soldaten des Bataillons, die an diesem Tage 10 Jahre Dienst in der Panzergrenadierbrigade 19 tun. Es sind dies
Stabsfeldwebel Debus;
die Hauptfeldwebel Heinrich, Jähnel, Kurz, Reinisch, Uetz, Vassen;
die Oberfeldwebel Becker, Böhm, Gross, Klee, Kräber, Mäurer, Pauly, Stachelbeck, Zacher, Ziegler;
die Feldwebel Gehm und Frank sowie
der Stabsunteroffizier Hedrich.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit gewinnt das Bataillon im Jahre 1969 weitere Freunde. So besucht im Mai der Civil-Club der Stadt Münster die Kaserne. Der Kampfpanzer Leopard steht dabei im Mittelpunkt des Interesses.
Auch das im Juni zum wiederholten Male durchgeführte 'Sonnenwendschießen' zwischen Aktiven und Freunden des Bataillons auf der Standortschießanlage Coerde festigt und erweitert die guten Beziehungen zur Zivilbevölkerung aus Stadt und Land.
Der absolute Schwerpunkt des Jahres 1969 ist jedoch die Übung 'GROSSER RÖSSELSPRUNG', an der im Herbst fast 70.000 Soldaten mit rund 15.000 Panzern und Fahrzeugen teilnehmen werden. Alle Übungsvorhaben des Bataillons, der Brigade und der Division zielen auf diese große Heeresübung hin. Im Februar führt die Brigade aus diesem Grund eine Planübung durch. Im Anschluss daran nimmt der Kommandierende General des III. Korps, Generalleutnant Niepold, am Dienst des Bataillons teil. Der gute Ausbildungsstand, die Personallage, und die hohe materielle Einsatzbereitschaft finden seine Anerkennung.
Im März nimmt das Bataillon an der Brigade-Rahmenübung 'JAGUAR I' teil. Schnelle Gefechtsstandwechsel und Wechsel der Gefechtsarten sind Schwerpunkt der Übung.
'JAGUAR II', im April durchgeführt, zeigt, dass die Stabs- und Versorgungskompanie und die Kompanieführungsgruppen gut eingespielt sind. Die Erkundungsgruppe und der Fernmeldezug tragen dabei die Hauptlast. Der Brigadekommandeur, Oberst Rennack, spendet hohes Lob.
Nach diesen Vorübungen verlegt dann das Bataillon - ohne die 2. Kompanie - am 24. August auf den Truppenübungsplatz BERGEN-HOHNE. Höhepunkt ist hier das Zuggefechtsschießen. Dabei wird das Bataillon vom General der Kampftruppen, Generalmajor Guderian und vom Inspizienten der Panzertruppe, Oberst Fechner, inspiziert. Die guten Schießergebnisse und der hohe Ausbildungsstand werden anerkannt. Der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Beckmann, und das Bataillon erhalten vom Brigadekommandeur eine Anerkennung.
Am Ende des Truppenübungsplatzaufenthaltes wird die 2. Kompanie dem Bataillon nachgeführt. Die mit Reservisten aufgefüllte Kompanie wird nach einigen Gefechtsübungen voll in das Bataillon eingegliedert.
In BERGEN-HOHNE nimmt das Bataillon insgesamt 102 Reservisten auf, damit es seine volle Kriegsstärke erreicht. Es ist nunmehr bereit zur Teilnahme an der Heeresübung 'GROSSER RÖSSELSPRUNG'. Am 07. September verlegt es dazu auf den Truppenübungsplatz MUNSTER-NORD. Hier erreicht das Bataillon den Verfügungsraum der Panzergrenadierbrigade 19.
Als Vorausabteilung der Panzergrenadierbrigade 19 erreicht das Bataillon am 08.09. nach einem Nachtmarsch über 150 km den Verfügungsraum der 7. Panzergrenadierdivision um EINBECK. Dieser Marsch bildet eine erste Bewährungsprobe für das Bataillon, da er ohne Technische Halte und ohne Rast durchgeführt werden musste. Alle Kampfpanzer erreichen den Verfügungsraum. Übermüdet, aber stolz über diese Leistung, erwartet das Bataillon dort neue Aufträge.
Durch den SOLLING vorgeführt, greift das Bataillon über das Nachbar-Bataillon, PzGrenBtl 193, in Richtung auf BRAKEL an. Bei BOFFZEN überwindet Panzerbataillon 194 die Weser und greift, mit 3. Kompanie voraus, an.
Die 'blauen' Verteidiger, belgische Panzeraufklärer und Grenadiere, werden rasch geworfen. Nach einem schwungvollen Angriff über TIETELSEN - SIDDESSEN gewinnt das Bataillon nördlich WILLEBADESSEN die Zugänge zum EGGEGEBIRGE. Der Angriff wird so energisch geführt, daß die linken und rechten Nachbarn nicht folgen können. Am Abend des 10. September steht das Bataillon der Brigade weit voraus tief im Feind. Der Angriff durch das BORGENTEICHER BECKEN wird zeitweise unter den Augen hoher Manöver-Besucher geführt. So fahren nacheinander Staatssekretär von Haase, der Generalinspekteur und der Inspekteur des Heeres den Angriff des Panzerbataillons 194 auf dem Kommandeurpanzer mit. Eine zusätzliche Belastung für den Kommandeur, neben der Führung des Bataillons auch noch die hohen Gäste zufriedenzustellen.
Da dem Bataillon keine Panzergrenadiere unterstellt sind, muss der Angriff bei Einbruch der Nacht vor den Übergängen der EGGE eingestellt werden. Die verdiente Nachtruhe ist nur kurz. Bei erster Helligkeit am 11. September wird der Angriff über das EGGEGEBIRGE fortgesetzt. Während der Kamm der EGGE genommen wird, erhält das Bataillon einen neuen Auftrag. Der Angriff der Panzerbrigade 21 war ins Stocken geraten. Um hier den Angriff wieder in Schwung zu bringen, wird Panzerbataillon 194 der Panzerbrigade 21 unterstellt.
Aus diesem Angriff heraus muss das Bataillon nach Süden abdrehen und in den Raum LÖWEN - IKENHAUSEN marschieren. Diese Schwenkung gelingt dank des guten Ausbildungsstandes der Offiziere und Unteroffiziere. Trotz des starken Zivilverkehrs und der vielen Manöverbeobachter verläuft der Marsch ohne Zwischenfälle. Kurz vor LÖWEN erhält das Bataillon unmittelbar von der Division folgenden neuen Auftrag: "... Feindangriff bei WARBURG auffangen und zurückwerfen ...". Erneut zeigt sich der gute Ausbildungsstand des Bataillons. Auf vom Zivilverkehr verstopften Straßen marschiert Panzerbataillon 194 nach Süden. Die engen Ortsdurchfahrten und der dichte Zivilverkehr stellen hohe Ansprüche an die Panzerfahrer und Kommandanten. Bei Einbruch der Dämmerung stößt die Spitze des Bataillons bei GROSSENEDER auf Feindpanzer. Aus BORGENTEICH kommt die Panzergrenadierbrigade 13, der linke Nachbar, zur Hilfe. Durch den Einsatz von Weißlicht auf beiden Seiten kommt es zu gefährlichen Situationen. Besonders der zivile Straßenverkehr und der Eisenbahnbetrieb werden stark gefährdet. Leider kommt es zu einigen Unfällen mit Zivilfahrzeugen, die aber glimpflich und ohne Personenschaden verlaufen.
Südlich EILSEN verzahnen sich Freund und Feind. In dieser kritischen Lage befiehlt die Division dem Bataillonskommandeur, OTL Beckmann: "... schützen Sie die linke Flanke der Division gegen von Süden angreifenden Feind. ..." Dieser Auftrag ist kurz, aber voller Schwierigkeiten. Nach kurzer Beurteilung der Lage entschließt sich der BtlKdr, den Feind unter Ausnutzung des Geländes zwischen PECKELSHEIM und NATZUNGEN aufzufangen und zu zerschlagen.
Die Nacht vom 11./12. September wird eine unruhige Nacht. Das Bataillon muss sich vom Feind lösen und bei Nacht in unbekanntem Gelände den neuen Einsatzraum erreichen Erneut bewähren sich Führer und Unterführer des Bataillons und lösen auch diese schwierige Aufgabe.
Während der Nacht wird Panzerbataillon 194 durch die Unterstellung der Panzerjägerkompanie 200 und der 2./ - und 3./FlaBtl 7 verstärkt. Die aufgehende Sonne sieht das Bataillon zwischen PECKESHEIM und NATZUNGEN, ideal am Hinterhang in Stellung. Ein heißer Tag für die 194ger beginnt. Unausgeschlafen aber guten Mutes erwarten sie den Feindangriff.
Mit dem neu gebildeten Panzerregiment voraus, greift 'BLAU' das Panzerbataillon 194 an. Ein hartes Panzergefecht beginnt. Der Bataillonskommandeur befiehlt dem Bataillon entsprechend dem Wahlspruch des Panzerbataillons 194 'NEC SOLI CEDIT' zu halten. Das Bataillon hält. Kritisch wird es gegen Mittag, als der Angriff durch drei weitere Panzerbataillone der Panzergrenadierbrigade 4 und der Panzerbrigade 6 verstärkt wird. Panzerbataillon 194 wird zum Eckpfeiler der 7. Panzergrenadierdivision. Es weicht nicht. Der Angriff von fünf feindlichen Panzerbataillonen bleibt vor dem Riegel liegen. Ein stolzer Erfolg für die 194ger.
Auf dem Höhepunkt des Gefechts besucht Bundespräsident Dr. Heinemann zusammen mit dem Verteidigungsminister Dr. Schröder das Bataillon.
Der Kommandeurpanzer steht erneut im Mittelpunkt. Als Manövergäste kommen der Generalinspekteur, der Inspekteur des Heeres und der Kommandierende General. Der Bundespräsident besucht auch den Bataillonsgefechtsstand. Die 'Westfälischen Nachrichten' berichten anschließend:
Die Übung läuft weiter. Der Divisionskommandeur, Generalmajor Molinari, richtet seine bewegliche Befehlsstelle neben dem Bataillonskommandeur ein. Panzerbataillon 194 wird und bleibt der Fels in der Brandung. Bei der Schlussbesprechung am 13. September in Kassel erhält das Bataillon hohes Lob aus dem Munde des Kommandierenden Generals des III. Korps.
Ohne größere Ausfälle und Unfälle erreicht Panzerbataillon 194 wieder mit allen Panzern in vorbildlicher Marschdisziplin seinen Standort.
Kaum von den Anstrengungen der Gefechtsübung 'GROSSER RÖSSELSPRUNG' erholt, nimmt das Bataillon an der Gefechtsübung des I. (BR) Corps 'MARSH MALLOW' vom 12. bis 21. Oktober 1969 teil. Dazu wird Panzerbataillon 194 der 4. Kanadischen Mechanisierten Brigade unterstellt.
Trotz der erfolgreichen, anstrengenden, aber auch so begeisternden Übungen, ruht sich das Bataillon keineswegs auf seinen 'Lorbeeren' aus. Zwischen und nach den Übungen werden Unteroffizieranwärter ausgebildet. Lehrgangsleiter wird Leutnant Beck. Viele der jungen Soldaten sind durch intensive Werbung des Bataillons bzw. der Kompanien als Zeitsoldaten gewonnen worden. Die Personallage der Unteroffiziere ist zwar nicht besorgniserregend, aber es gilt doch noch verschiedene unbesetzte Planstellen auszufüllen.
Auch die Schießausbildung kommt nicht zu kurz. Eine Woche nach Ende der Übung 'MARSH MALLOW' dröhnen vom 28.10 bis 08.11. die Kanonen der 4. Kompanie in BERGEN-HOHNE.
Veränderungen im Offizierkorps 1969
Aus dem Bataillon werden versetzt:
01.04. OSA Dr. Hanke zu PzBrig 21
Hptm Barth zu KpfTrS II
OLt Henschel zu SanBtl 7
29.07. Hptm Klimmeck zu PzBtl 44
Zum Bataillon werden versetzt:
01.04. Lt Beck ZgFhrOffz 4. Kp
29.07. OLt Timpke KpChef 2. Kp
01.11. SA Leske SanOffzArzt
Veränderungen im Bataillon:
01.04. OLt Gauchel wird S1/S2-Offz
OLt Müller wird KpChef 4. Kp
01.10. OLt Knist wird ZgFhrOffz 3. Kp
Entlassungen:
31.10. SA Dr. Schulz
Zu Berufssoldaten werden ernannt:
Fw Wardelmann
Fw Reichmann
1970
Das erste Halbjahr 1970 beschert dem Bataillon zusätzlich zur Ausbildung eine Vielzahl von Besuchergruppen. So besuchen uns unter anderem:
- Soldaten der 13th und 18th Hussars
- eine deutsch-britische Gästegruppe
- Schüler aus Münster
- der Gemeinderat Handorf
- 60 Regierungsreferendare
- 80 Soldaten der 6. Luftwaffendivision
und 100 Teilnehmer der italienischen Kriegsakademie, die ganz besonders aufmerksam den Vorführungen und Erklärungen folgen, denn im Februar des Jahres war der deutsch-italienische Vertrag über Lieferung von 100 Kampfpanzern 'Leopard' zustande gekommen.
Verantwortlich für die Präsentation ist die 2. Kompanie unter Hauptmann Dybrowski
Vereidigung der Rekruten des Standortes durch Oberstleutnant Beckmann am 06. März 1970
Am 05. Juli kann OTL Beckmann 20 junge Zeitsoldaten zu Unteroffizieren befördern. Nun sind alle Planstellen besetzt. Das Bataillon liegt mit dieser Personallage in der ganzen Bundesrepublik an der Spitze. Eine gute Voraussetzung für die Fortführung der Ausbildung ist geschaffen.
Oberstleutnant Beckmann kann nun auch ganz beruhigt seiner bevorstehenden Versetzung entgegensehen. Vor ihm verlässt leider auch ein ganz besonders bewährter Feldwebel das Panzerbataillon 194: Hauptfeldwebel Jähnel tritt im September in den Ruhestand. Im Rahmen eines Bataillonsappells verabschiedet ihn Major Janssen, der stellvertretende Kommandeur, und überreicht ihm dabei die goldene Ehrennadel der 7. Panzergrenadierdivision.
Am 16. Oktober 1970 heißt es dann auch für den Kommandeur Abschied nehmen. Oberstleutnant Beckmann wird zum Heeresamt nach Köln versetzt. Der Brigadekommandeur, Oberst Rennack, würdigt sein 2-jähriges Wirken im Bataillon und zeichnet ihn mit der vom Divisionskommandeur, Generalmajor Middeldorf, verliehenen goldenen Ehrennadel der 7. Panzergrenadierdivision aus.
Sozus
agen zum Eingewöhnen nimmt der neue Kommandeur, Major von Heimendahl, wenige Tage nach seiner Amtsübernahme dann an der Jagd auf 'KUNIBERT' teil. An der erfolglosen Hatz, Kunibert wurde nicht aufgestöbert, nehmen neben Soldaten zahlreiche Ehrengäste teil. Hauptmann H. Müller arrangiert eine hindernisreiche, geschicklichkeitsfordernde Fahrt und Hauptmann Gauchel ist für den am Abend stattfindenden Hubertusball zuständig.
An dieser Stelle muss einmal aufgedeckt werden, warum die Jagd nach Kunibert bis zur Auflösung des Bataillons 1992 erfolglos blieb, ja bleiben musste: "Es muss im Herbst 1962 gewesen sein", so geben Haupmann a.D. Debus und einige 'Mittäter' zu, "als uns zu Ohren kam, dass der ehemalige Kommandeur, OTL Ritgen, plane, Kunibert zusammen mit den Offizierkameraden zu verspeisen. Als Grund wurde angegeben, Kunibert mache zu häufig durch seine Ausflüge die Kaserne und die Soldaten unsicher. Tatsache war allerdings, dass Kunibert immer dann, wenn das Heeresmusikkorps 13, das damals im Kasernengelände regelmäßig übte und dabei kräftig auf die Pauke schlug, unwirsch wurde. Er sprang dann jedes Mal - wahrscheinlich war er schrecklich unmusikalisch - über die Umzäunung seines Geheges und ging auf Reisen.
Wir, die wir das Wildschwein aber gefangen und gepflegt hatten, waren jedoch mit dieser Lösung nicht einverstanden. Uns wurde klar: Kunibert musste entführt und verkauft werden. Die größte Schwierigkeit war natürlich, ihn unbemerkt durch die Kasernenwache zu schmuggeln. Aber plötzlich war die Idee da: Betäuben, in Uniform stecken und ganz normal im Auto sitzend aus der Kaserne fahren. So geschah es dann auch. Zwei Konservendosen Äther waren notwendig - die erste Dose trank Kunibert nämlich, ohne Wirkung zu zeigen, ganz einfach aus - um ihn zusammensacken zu lassen. Nun wurde ihm hurtig die olivgrüne Kampfjacke des Obergefreiten Rudrigkeit der 2. Kompanie übergezogen, eine Mütze aufs 'Gesicht' gelegt, er auf den Beifahrersitz eines VWs gewuchtet und so ohne Zwischenfälle - die Wache wurde durch viel Palaver abgelenkt - sein Abtransport geregelt. Neben der Freude über den gelungenen Streich erhielten wir dann auch noch 180 DM Erlös für den Keiler. Mit diesem Geld wurde noch am gleichen Tag ein zünftiger Unteroffizierabend in der 2. Kompanie gefeiert."
Damit hat die Geschichte von 'KUNIBERT' aber noch nicht sein Ende gefunden. Darüber wird später mehr berichtet.
Leutnant Beck
Fw Kothe Hptm Müller Major von Heimendahl
Ende Oktober müssen im Bataillon sportliche Qualitäten bewiesen werden: Die Waldlaufmeisterschaft wird durchgeführt. Die 2. Kompanie hat die beste Kondition und siegt. 10 Jahre lang wird sie ab jetzt in ununterbrochener Reihenfolge diesen Lauf gewinnen.
Mannschaftswertung:
1. Platz = 2. Kompanie
2. Platz = 1. Kompanie
3. Platz = 3. Kompanie
4. Platz = 4. Kompanie
Einzelwertung:
Klasse I
1. Platz PzSchtz Przygodda 1. Kp
2. Platz Uffz Eichenmüller 4. Kp
3. Platz StUffz Menzel 1. Kp
Klasse II
1. Platz Fw Kramer 2. Kp
2. Platz SU Raabe 1. Kp
3. Platz OLt Eisenrigler 1. Kp
Klasse III
1. Platz OFw Tarrach 2. Kp
2. Platz Hptm Hölscher 1. Kp
3. Platz Maj Janssen 1. Kp
Veränderungen im Offizierkorps 1970
Aus dem Bataillon werden versetzt:
01.04. Maj Drescher zu PzBrig 8
Maj Nölke zu TrÜbplKdtr Munster
Hptm Spiller zu FüAkBw
OLt Knist zu AusbBtl 203
01.09. SA Leske zu Korps SanKdr 1
01.10. OLt Rügge zu Ausstellung 'UNSER HEER'
16.10. OTL Beckmann zu Heeresamt
Zum Bataillon werden versetzt:
01.03. OLt Dybowski KpChef 2. Kp
01.04. Hptm Scharlipp TStOffz
Lt Monning ZgFhrOffz 3. Kp
01.07. Lt Wendt ZgFhrOffz 4. Kp
01.08. SA Dr. Haarmann SanOffzArzt
16.10. Maj von Heimendahl Kommandeur
Veränderungen im Bataillon:
01.04. OLt Gauchel wird KpChef 3. Kp
OLt Eisenriegler wird S1/S2-Offz
Hptm v. Wittenburg wird S4Offz
01.10. OLt Rügge wird S1/S2-Offz
09.11. OLt Eisenriegler wird FmOffz
Entlassungen:
28.02. OLt Timpke
30.09. HptFw Jähnel Ruhestand
Weitere Veränderungen im Bataillon:
01.10. HptFw Kräber wird KpFw 2. Kp
StFw Debus wird OStFw
Zu Berufssoldaten werden ernannt:
Fw Kottmann
Fw Wengler
Fw Johnke
Fw Ullrich
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